Patagonien 2003/04

Los Glaciares: Cerro Torre und Fitz Roy Trek    (3/8)

Aufstieg zum Gletscher zum Paso Morconi hier hat's verdeckte Spalten... zurück am Lago Electrico Fitz Roy Nordwand

13. Dez: Versuch Paso Morconi

Als ich am Morgen den Kopf aus dem Zelt stecke, traue ich meinen Augen kaum: Sonne! Blauer Himmel!! Patagonien, das Schlechtwetterland ..... "Peter, aufwachen, die Sonne lacht! Auf zum Pass!"

Der Weg zum Glaciar Marconi ist einfacher als gedacht und stellenweise sogar mit Steinmännern markiert. Auch der Übergang auf den Gletscher stellt kein Problem dar. Die Gletscherzunge ist im unteren Teil aper. Wir steigen sie eher linkshaltend hoch, bis sie sich verflacht, dann wenden wir uns nordwärts Richtung Pass.

Ab etwa 1200m ist der Gletscher von Schnee bedeckt. und zwar von sehr feuchtem, morschen Schnee. An der Stelle, an der es zum Anseilen wird, treffen wir ein italienisches Pärchen. Die beiden sind mit Schneeschuhen und Schlitten unterwegs und steigen relativ rasch weiter hoch, sinken aber trotz Schneeschuhen nicht unbeträchtlich ein.

Für uns ist klar, dass uns einige Spurerei bevorstehen wird; fraglich ob das in 2-3 Tagen bis zum Paso del Viento zu schaffen ist. Und die Spaltensturzgefahr ist bei diesen Verhältnissen ebenfalls beträchtlich (eventuell vorhandene Spalten sind zugeschneit, aber ohne dass der Schnee verfestigt und tragfähig wäre, was mit schwerem Gepäck besonders schlecht ist).

Nach einigen Hin und Her beschliessen wir, die Rucksäcke zu deponieren und ohne Gepäck zum Paso Marconi aufzusteigen. Das Wetter ist mittlerweile ziemlich wechselhaft, mal stürmt und schneit es, dann scheint wieder die Sonne, und das Ganze im Viertelstundentakt.

In der Spur der Italiener geht es also hoch. Wir sind noch nicht sehr weit gekommen, als ich mit einem Bein ins Leere trete. "Spalte! Zurück!" Ich erweitere das Loch mit Stock und Pickel - ein finsterer, bodenloser Spalt gähnt mich an. Von Eis nichts zu sehen, nur feuchter Schnee. Da die Spalte nicht sehr breit ist, versuche ich drüber zu steigen, doch der obere Rand bricht substanzlos weg. Der Pickel findet auch keinen Halt, ist völlig nutzlos. Nach meiner Einschätzung wäre ein Spaltensturz bei diesen Verhältnissen fatal. Wenn es noch mehr solcher Löcher gibt ..... Vielleicht bin ich einfach feige, jedenfalls scheint mir das Risiko zu hoch. Ich schlage vor, umzukehren. Peter akzeptiert ohne Widerspruch.

Wir machen also schweren Herzens kehrt, holen unsere Rucksäcke und steigen in Sturm und Regen zum Lago Electrico ab. Kaum haben wir das Zelt wieder aufgestellt, kommt die Sonne heraus. Das schönste Wetter! Wir breiten unsere Sachen zum Trocknen aus und trinken Kaffee, dann machen wir einen Ausflug auf die Felsen am Seeufer. Die umherziehenden Wolken geben Richtung SSO kurze Blicke auf einen mächtigen Granitturm frei. Das muss der Fitz Roy sein! Was für ein gewaltiger Anblick!

Zurück beim Zelt beginne ich, wahrscheinlich aus Frust, die Felswand abzutatschen. Sie ist trotz Nässe super griffig! Für die nächste halbe Stunde bin ich mit Bouldern beschäftigt. Jetzt ein Paar Kletterschuhe, Friends und ein Einfachseil - die Ausrüstungs-Wunschliste wird immer länger ;-) Aber eines ist klar: Hierher heisst es wiederkommen. Mit kompletter Winterausrüstung, mehr Zeit ..... Irgendwann. Soviel ist sicher.


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© SK, erstellt am 18. Jan. 2004, zuletzt aktualisiert am 25. Jan. 2004.